Der perfekte Geheimtipp: Golf-Destination Island

Ein Blick auf die Medikamentenzusammenstellung, mit der Tiger Woods im Frühling dieses Jahres am Straßenrand aufgegriffen wurde, offenbart eines der bestimmendsten Themen im Profisport, so auch im Golf. Fünf Medikamente ließen sich in Tiger’s Blut nachweisen. Vicodin und Dilaudid, beides Schmerzmedikamente, THC, ein Bestandteil Marihuanas, und zwei verschiedene Schlafmittel, Xanax und Ambien. Nun ist Herr Woods laut Eigenaussage aktuell sicher kein durchschnittlicher Medikamentenkonsument, und aktuell auch kein aktiver Tourspieler, es zeigt aber deutlich, dass mitunter um die richtige Dosis Schlaf gekämpft wird.

 

Spät in der Nacht vor dem Playoff der U.S. Open 1919 zwischen Walter Hagen und Mike Brady, feierte Hagen ausgelassen. Von Freunden darauf angesprochen, ob er nicht schlafen gehen wolle, weil Mike Brady bereits lange im Bett war, meinte der Ausnahmespieler: „Mike mag im Bett sein, aber er schläft nicht.“

Brady verlor am nächsten Tag mit einem Schlag gegen Hagen, aber daraus lässt sich nicht zurückschließen, wie Tour Pros aktuell mit ihren Schlafgewohnheiten umgehen. Permanentes Reisen, verschiedene Zeitzonen, hunderte Hotelzimmer mit ungewohnten Betten, knallende Türen, weinende Kinder und spät eintreffende laute Partygäste prägen das Leben jedes Pros. Und diese Herausforderungen sind nahezu vernachlässigenswert im Vergleich zu den Ängsten aktueller Schwungumstellungen, unglücklicher Bounces oder Paarungen, und den Gedanken an die Familien zu Hause.

Tatsächlich wirken die allermeisten Tourspieler immer frisch und ausgeruht. Gut, jung sind sie alle. Aber dennoch scheinen sie nach einer fünfstündigen Golfrunde genauso motiviert und ausgeruht über den Platz zu marschieren wie am ersten Loch. Ist der Schlaf wirklich so wichtig und wie viel schlafen Tourspieler wirklich?

„Wir hören viel über Diäten und Work Outs, aber nur wenig über Schlaf“, meint Nick Littlehales, ehemaliger Vorsitzender des U.K. Schlaf Councils, Schlafcoach für viele Sportler in Europa in einem Interview mit Golfdigest. „Darüber bin ich immer wieder erstaunt, weil alle von uns aus Erfahrung wissen dass Schlaf nicht nur ein wesentlicher, sondern vielleicht der wichtigste Aspekt unseres Wohlfühlens ist.“

Tatsächlich erfährt man von Tourpros nur wenig über diese Details ihres Lebens. In allen sozialen Medien kann man regelmäßig über ihr Training, ihre Work Outs Mahlzeiten und andere Bereiche der Vorbereitung und der Entspannung lesen, aber selten über ihren Schlaf. Gut, es ist auch verständlich, dass Ricky Fowler lieber Photos aus dem Gym postet, denn schlummernd mit Augenmaske und Pyjama, dennoch ist es schade, dass das Thema so dermaßen unter den Tisch fällt. Schon weil es uns aus Nachahmungsgründen alle interessieren könnte.

Somit bekommt die Medikamentenzusammenstellung rund um Tiger Woods Verhaftung noch mehr Gewicht und ist ein Ausgangspunkt für die Fragestellung nach den Schlafgewohnheiten. Für alle, die nicht mit dem Thema beschäftigt sind, ist dies eventuell eine Überraschung, aber tatsächlich im inneren Kreis des Golfzirkus seit Jahren wohlbekannt. Bereits vor mindestens zehn Jahren lies Tiger durchblicken, dass er selten mehr als drei Stunden schläft. Strahlend und aufgeweckt, wie er immer wirkte, selbst bei unwichtigen Proberunden konnte man schon leicht den Eindruck bekommen, er wäre eine Art von Supermensch. Nun ist seine Aura der Unbezwingbarkeit entschwunden, aber seine Schlafstörungen blieben und wirken nur noch ungesund. Rory McIlroy erzählte im Januar von einer Nachricht von Tiger, die um vier Uhr morgens eintraf: „Up liftig, what are you doing?“ (ich trainiere, was machst Du?)

Aber Tiger Woods ist nicht der einzige Mensch mit ungewöhnlichen Schlafmustern unter den Golfern der Geschichte. Doug Sanders, ein Golfer dessen Lebensstil und Nightlife Gewohnheiten auch Walter Hagen erblassen lassen würden, erzählte einem seiner Lieblingsjournalisten dass er niemals mehr als vier Stunden schlief. In seinem Fall dürfte die Herangehensweise selbst gewählt sein. „Ich wollte niemals ein Drittel meines Lebens verschlafen“ meinte er.

Auch Laura Baugh, eines der PGA Glamour Girls der 70er Jahre, die zwar nicht oft gewann, aber vom Golf gut leben konnte meinte in Interviews, dass sie nur zwei Stunden schlief. Um 4 Uhr ins Bett, um 6 Uhr aufstehen, danach bügeln und Radio hören. Und selbst der große Bobby Jones hatte Schlafprobleme, einzig nach ausgiebigen Mahlzeiten und einigen Whiskey Soda war er in der Lage wegzunicken.

Die Geschichten von Menschen, die nur sehr kurz schlafen, sind wohl die interessantesten, aber Langschläfer können darüber nur die Augenbrauen heben. Jack Nicklaus war berühmt dafür, immer bis mittags zu schlafen, Michelle Wie meinte schon 16 Stunden durchgehend geschlafen zu haben, aber sich unter 10 Stunden Schlaf keinesfalls wohl zu fühlen.

Und dann gibt es noch die Schlaf-Opportunisten. Boo Weekley zum Beispiel ist berühmt dafür unter Bäumen einzuschlafen während seiner Jagdausflüge, und auch Gary Player, der berühmt dafür ist, im Flugzeug in dem Moment einzuschlafen in dem die Turbinen angeworfen werden.

Aber wie viel schlafen aktuelle Tourspieler wirklich? Startzeiten wechseln sich dramatisch ab während der ersten beiden Runden offizieller Turniere, auch Pro Ams am Mittwoch haben teils sonderliche Startzeiten. Diese unüblichen Herangehensweisen müssen eine Auswirkung auf die Schlafgewohnheiten der SpielerInnen haben. Schlafexperten halten sieben bis neun Stunden für die gesündesten Schlafzeiten, obwohl diese deutlich individuell geprägt sind. Viele Tourspieler dürften laut Interviews von Golf Digest genau auf diesem Level liegen.

„Ich habe immer acht Stunden geschlafen“, meint Paul Casey, „aber er es hat einige Zeit gedauert, diesen Rhythmus zu etablieren. Als ich auf die Tour kam, verklebte ich alle Lichter, inklusive dem Rauchmelder, ich klebte die Vorhänge zusammen, stopfte ein Handtuch unter den Türschlitz und deckte sogar die Uhr neben dem Bett ab. Es war so dunkel, dass ich einmal in die Toilette statt ins Badezimmer ging“.

Brandt Snedeker schläft auch acht Stunden, aber erzählt von einer Nacht vor den Masters 2008, als er nur drei Stunden schlief, weil er wieder und wieder bestimmte Abschläge in seinem Kopf wiederholte. „Nachdem es wieder hell geworden ist, wurde mir klar, dass ein einziger Abschlag das Turnier nicht entscheiden würde“, dann schlief ich gut“, meint er. „Tatsächlich bin ich so gut eingeschlafen, dass ich einen wiederkehrenden Traum vom Einlochen eines Eisen 8 von 159 yards (145 Meter) am 18.Loch hatte. Der Traum ist sehr lebendig, aber ich habe ihn noch nicht gelebt.“

Auch Jim Furyk schläft acht Stunden, aber erscheint sehnsüchtig, wenn er über seine Jungend- und Collegejahre spricht, als er normalerweise 11 Stunden schlief. „Nachdem ich geheiratet hatte und Vater wurde begann ich wie ein Baby zu schlafen. Ich war um 4 Uhr wach, genau wie meine Babies. Aber ich wurde ruhiger“, meint er.

Weitere acht Stunden Schläfer: Zach Johnson („Mein Physiotherapeut kann nicht schlafen und ist neidisch“), Bryce Molder („Ich mache das auch zusammen mit den Kindern“), Justin Leonard („Eine Diät hat geholfen besser zu schlafen“), Stewart Cink („manchmal nur sieben Stunden weil ich dauernd auf die Uhr sehen muss weil ich einmal am Beginn meiner Karriere eine frühe Tee Time fast verpasst hätte“), Matt Kutcher („ich kann 10 Stunden leicht schlafen, normalerweise sind es acht, vor allem wenn ich ein Ziel vor Augen habe“) und Billy Horschel („in der Nacht nachdem ich die Grüns in Chambers Bay kritisiert habe, habe ich nicht geschlafen“).

Und dann gibt es die Spieler, deren Herangehensweisen eher ungewöhnlich sind, aber die man verstehen kann. Andrew (Beef) Johnston zum Beispiel erzählt, dass er am Ende einer langen Reise zwischen 12 Stunden Schlaf und endlosen durchwachten Nächten, zum Beispiel mit „Game of Thrones“ hin und her pendelt. Steve Bowditch meint, dass seine Phasen auf Tour mit wenig Schlaf normalerweise gefolgt sind von einer Art von Winterschlaf mit 14 Stunden täglich wenn er nach Hause zurückkehrt. Geoff Ogilvy wiederum schläft, wenn er im Wettkampfmodus ist und gut spielt, zwischen acht und vier Stunden. „Das fange ich teilweise durch Meditation auf, niederlegen und den Kopf frei machen für ein paar Stunden, das funktioniert überraschenderweise hervorragend.“

Das erinnert auch an Dr. Cary Middlecoff, einen großen Spieler in den 1950er Jahren, der zwei U.S. Open, ein Masters und insgesamt 40 Turniere gewann. Ein eher nervöser Charakter, der vor Turnieren niemals schlafen konnte – vor allem Samstag Nachts. „Ich lag im Bett, wälzte mich hin und her, war ängstlich bezüglich dem kommenden Tag und schlief niemals“. Dann gab er auf. „Final akzeptierte ich dass ich nicht schlafen würde und blieb nur still liegen, wie eine ägyptische Mumie. Seltsamer Weise funktionierte das. Ich war ausgeruht und spielte gut. Wissend, dass ich eine Alternative hatte wenn ich nicht einschlafen könnte, verschwand meine Angst und ich schlief ein“.

Littlehales, der vorher erwähnte Schlafexperte, war Assistant Pro bevor er seine aktuelle Berufung fand und versteht die besonderen Herausforderungen der Pros. Er meint das kleine Zeitfenster, die vor zwanzig Jahren noch mit einer Art Ausruhen, einfach Menschen beobachten oder auf ein Taxi warten, aktuell mit noch schnell Nachrichten auf dem Handy abfragen gefüllt werden. Er meint, dass die Herangehensweisen eines Middlecoff oder Ogilvy als „Schlaf-Oppotunisten“ sehr gesund ist, und die althergebrachten Gewohnheiten, der Sonne folgend acht Stunden von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang sich mittlerweile überholt hat.

„Was am Meisten zählt ist die Summe des Schlafes, nicht die ununterbrochene Dauer. Wenn jemand 1,5 Stunden fünf mal am Tag schlafen kann oder, noch besser, 2,5 Stunden drei Mal am Tag, zeigen Forschungsergebnisse dass man damit schon gut ausgeruht ist. Das ist nicht ideal, aber realistisch.“ Sein Rat an Tour-Pros und alle anderen Menschen, die ihren Schlaf eventuell in kürzerer Zeit finden müssen ist zu schlafen wann immer man kann. „ Wenn geht schlafen Sie 1,5 Stunden im Flugzeug, fein. Ein Nachmittags-Schläfchen, die „Siesta“ – wunderbar. Wir müssen kreative Wege finden um unser Gehirn abzuschalten – den Status den wir Schlaf nennen, so oft geht“.